Christian Dietzfelbinger
Dieser neue Kommentar zum Johannesevangelium sucht beides zu verbinden, kritische Einsichten und theologisches Erfassen dieses Evangeliums. Er geht von der Einsicht aus, daß im Johannesevangelium Gestalt und Verkündigung Jesu in eigenwillig neuer Weise zu Wort kommen, anders als bei Paulus und in den drei älteren Evangelien, und dies hängt nicht nur daran, daß es sich dabei um das zuletzt und ziemlich spät verfaßte Evangelium handelt. Es hängt vor allem daran, daß es aus einer eigenständigen Gruppe der frühen Kirche erwachsen ist und daß wir in seinem Verfasser (oder einer Gruppe von Verfassern?) einen Denker von höchsten Graden zu sehen haben. So kommt im Johannesevangelium das Denken der frühen Kirche zu einem eigenartigen Ziel und zu einer Höhe, die den Vergleich mit Paulus nicht zu scheuen braucht.
Mit diesen Einsichten verbindet der Kommentar die Absicht, das Johannesevangelium in seiner geschichtlichen und theologischen Besonderheit dem heutigen Leser aufzuschließen. Darum ist die Interpretation um Verständlichkeit der Sprache und der Gedankenführung bemüht, und sie weiß sich dem Ziel verpflichtet, dieses frühchristliche Buch als eine merkwürdig aktuelle und gegenwärtige Schrift zu erweisen. Nicht übergangen werden kann dabei der heute oft erhobene Vorwurf, das Johannesevangelium habe mit seinen angeblich judenfeindlichen Äußerungen einen verhängnisvollen Beitrag zum innerkirchlichen Antisemitismus geliefert.
Die fortlaufende Auslegung des Evangelientextes wird durch zahlreiche Exkurse unterbrochen, in denen theologische oder geschichtliche Sachverhalte (etwa Prädestination oder das Königtum in der jüdischen Geschichte) in einem kurzen Überblick zugänglich gemacht werden.
Zürcher Bibelkommentare NT, Band 4
2. Aufl. 2004, 795 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-290-14743-3
CHF 121.00
Christian Dietzfelbinger, Jahrgang 1924, Prof. Dr. theol., war Lehrer am Missionsseminar in Neuendettelsau, Leiter des Mutterhauses für Kirchliche Diakonie in Hohenbrunn und Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen; seit Oktober 1991 im Ruhestand.
Die Zürcher Bibelkommentare richten sich nicht nur an Theologen, sondern auch an Leser, die nur in beschränktem Masse mit wissenschaftlichen Kommentaren arbeiten. Sie ermöglichen sowohl dem Gemeindeglied als auch Menschen, die kirchlich nicht engagiert sind, eine fundierte und verständliche Einführung in die Bibel. Das Alte Testament ist in 26 Teile aufgefächert, die in ca. 30 Bänden behandelt werden, das Neue Testament in 22 Teile, die in ca. 25 Bänden behandelt werden.