Karl Barth
hg. von Hartmut Spieker, Hinrich Stoevesandt
Karl Barth hob auch nach seinem Übertritt ins akademische Lehramt immer wieder hervor, die Wurzel seiner theologischen Einsichten liege in der Predigtaufgabe des Pfarrers und in der Verlegenheit, die ihm diese Aufgabe zunehmend bereitet habe. Gerade darum blieb er trotz immenser Verpflichtungen als Professor dieser ursprünglichen Aufgabe treu. Nach dem Antritt seiner Professur in Basel im Herbst 1935 war er regelmäßiger Gastprediger auf den Kanzeln seiner Freunde Eduard Thurneysen und Wilhelm Vischer im Basler Münster und in der Kirche St. Jakob, sowie gelegentlich an anderen Orten der Schweiz und bei außergemeindlichen Anlässen in Basel. Er predigte auch auf Auslandsreisen in Frankreich, England, Rumänien und Ungarn und während der beiden Gastsemester in Bonn 1946 und 1947 und in verschiedenen anderen vom Krieg verwüsteten deutschen Städten. Einzig in den Jahren 1948–1953 reduzierte er seine Predigttätigkeit auf ein Minimum, bevor er sie 1954, nunmehr fast ausschließlich in der Basler Strafanstalt, wieder aufnahm.
Der vorliegende Band enhält sämtliche erhaltenen Predigten Barths aus der Basler Professorenzeit mit Ausnahme der bereits veröffentlichten (Gesamtausgabe Band 12: Predigten 1954–1967). Im Unterschied zu seiner Gewohnheit im Pfarramt predigte Barth nun nicht mehr nach einem ausgeschriebenen Manuskript, sondern nach relativ ausführlichen Stichwortkonzepten. Die meisten hier dargebotenen Predigten beruhen auf autorisierten Stenogrammen. Der Band enthält aber auch zahlreiche Predigten in Stichwortfassung. Die Sammlung wird ergänzt durch einige Kasualreden, unter anderem durch die (von ihm selbst wörtlich ausgeschriebene) Predigt beim Begräbnis seines Sohnes Matthias, sowie durch eine Reihe von Artikeln vorwiegend zu kirchlichen Feiertagen.
Karl Barth-Gesamtausgabe, Band 26/Abt. I
1996, XVI/488 Seiten, Leinen mit SU
ISBN 978-3-290-10981-3
82,00 €
Karl Barth (1886–1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923–1933), der Zeitschrift der Dialektischen Theologie. Karl Barth war der Mitautor der «Barmer Theologischen Erklärung» und ein führender Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 verlor Barth wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids seine Stelle an der Bonner Universität. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.
Hartmut Spieker, Jahrgang 1942, war Pfarrer in Grenchen (SO).
Hinrich Stoevesandt, Dr. theol. Dr. Dr. h.\x1Ac., Jahrgang 1931, war von 1971 bis 1997 Leiter des Karl Barth-Archivs in Basel und Herausgeber der Gesamtausgabe.
Seit 1971 sind im Theologischen Verlag Zürich mehr als 50 Bände der Karl Barth-Gesamtausgabe erschienen. In ihr werden Barths Texte kritisch ediert und so präsentiert, dass sie für die wissenschaftliche Beschäftigung, aber auch für einen grösseren Interessentenkreis lesbar und zugänglich werden. Jeder Band wird von einem oder mehreren spezialisierten Herausgebenden bearbeitet und erscheint in Zusammenarbeit mit der Leitung des Karl Barth-Archivs.
Angelegt ist die Gesamtausgabe auf ca. 70 Bände. Nicht aufgenommen wird die «Kirchliche Dogmatik» und – ausser den bereits edierten Texten – die gut greifbar vorliegenden monographischen Arbeiten Barths.
Die Gesamtausgabe gliedert sich in sechs Abteilungen:
I. Predigten
II. Akademische Werke
III. Vorträge und kleinere Arbeiten
IV. Gespräche
V. Briefe
VI. Aus Karl Barths Leben
Jedem Text bzw. jedem Band sind Einleitungen vorangestellt, in denen der Anlass und die Entstehung des Texts, der historische oder biografische Hintergrund und, soweit ermittelbar, die unmittelbare Wirkungsgeschichte erläutert werden. Textgrundlage ist in der Regel der letzte von Barth autorisierte Druck.