Josua Boesch
Wortikonen. Zusammengestellt und überarbeitet von Marianne Kuhn-Fanac
hg. von Marianne Kuhn-Fanac
- Gebete und kurze Prosatexte
- Zum Meditieren allein und in der Gruppe
- Erstmals übersetzt aus der Mundart in die Schriftsprache
Ich habe ja nur DICH
um zu spüren wer ich
zuinnerst in DIR sein möchte –
Den Zugang zu mir
finde ich nur bei DIR
Unverfügbarkeit ist lernbar durch Neinsagen. Neinsagen fiel mir immer schwer. Erst im äussersten Notfall kam es über meine Lippen. Der Eremit kommt nicht darum herum, es zu lernen. Das Leben reduziert sich hier in Europa nicht von selbst zum Einfachen. Nur durch das Nein beginnt es, sich zu ereignen. […]
Der reformierte Pfarrer und Künstler Josua Boesch zog 1980 als Eremit in die katholisch geprägte Toskana. In der Stille seiner Zelle entstanden einzigartige Metallikonen. Doch auch kostbare Wortikonen gehörten zu seinem Schaffen. In «Morgendämmerung, Tagebuch einer Wandlung» hielt er fest, was ihn damals, in seiner Lebenskrise beschäftigt hatte. Oft wurden seine sorgfältig gefügten Notizen zur verdichteten Rede, gerichtet an ein Du, an Gott als Gegenüber.
In einer neuen Auswahl bündelt Marianne Kuhn-Fanac die Gebete nach Themen: «Grenzerfahrungen», «Die anderen und ich» oder «Kirche sein». Jedes Gebet wird ergänzt mit Gedanken oder einem Gedicht Josua Boeschs, aus dem Tagebuch oder anderen Quellen, die dafür ins Hochdeutsche übersetzt wurden. Josua Boeschs Texte legen Zeugnis davon ab, wie er in seiner Sicht des Menschseins und der kirchlichen Situation seiner Zeit voraus war. Seine Wortikonen kommen aus der Stille und sprechen in die Stille.
2025, 200 Seiten, 21.0 x 21.0 cm, Paperback mit Farbfotografien
ISBN 978-3-290-18717-0
ca. CHF 24.80
Josua Boesch (1922–2012) ist als moderner Mystiker bekannt wie als Schöpfer von Metallikonen und Übersetzer biblischer Texte in die Zürcher Mundart. Der reformierte Pfarrer und gelernte Goldschmied schuf ein Werk, das sich aus dem Evangelium, der Stille und Kontemplation speist und bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat.
Ausgebildet zum Gold- und Silberschmied, studierte Josua Boesch reformierte Theologie in Zürich, Basel und Bielefeld und war fast dreissig Jahre lang Pfarrer in verschiedenen Gemeinden der Schweiz. Dann verliess er Familie und Beruf zugunsten eines kontemplativen Lebens in einem italienischen Eremitenkloster. In der Tradition ostkirchlicher Ikonen begann er, Kunstwerke zu schaffen, indem er «unedles» und «edles» Metall miteinander verband: Messing, Kupfer, Silber und Gold. Seine reduzierten, ausdrucksstarken Ikonen wie seine Texte dazu zeigen Josua Boesch als spirituellen Suchenden und wachen Zeitgenossen. Sein 100. Geburtstag bietet Anlass für eine vertiefte Beschäftigung mit seinem Werk und eine Neuauflage verschiedener Bücher von Josua Boesch.
Marianne Kuhn-Fanac, Jahrgang 1954, war erst Primarlehrerin, dann Pfarrerin in Embrach-Oberembrach. Ausgebildet in Ignatianischen Exerzitien, ist sie Meditationsleiterin und Vorstandsmitglied des Fördervereins Josua Boesch.