Elke Pahud de Mortanges
Der Körper in den Erinnerungskulturen des Christentums
- Körper- und Bilderwelten christlicher Frömmigkeit
- Selbstgeisselungen, Maria lactans, Holy Anorexia und Stigmatisierte
- Unkonventioneller, transdisziplinärer Zugang
- Reich bebildert
Gaby verstört. Das Bild aus der Serie Vírgenes de la Puerta (2014) auf dem Buchcover gibt zu denken und lehrt zu fragen. Wie ein Prisma bündelt es alle Aspekte, um die das Buch kreist: die Rolle des Körpers, seine Ver_körperungen im Christentum im Allgemeinen und bei der Performanz des religiösen Gedächtnisses im Besonderen. Denn am Ursprung des Christentums stehen nicht Texte, sondern der nackte Leib. Die zentralen Heilsereignisse des Christentums sind, so die These, elementare Körperereignisse und künden vom Vollzug des Heils im Fleisch und vom Heilwerden des Fleisches. Wie also wird das Leiden und Sterben Jesu inszeniert und erinnert? Wie seine Passion an und in den Körpern der Gläubigen? Von besonderem Interesse und Gewicht in diesen Körperinszenierungen ist jeweils die Bedeutungszuschreibung von Geschlecht (Gender).
Elke Pahud de Mortanges schildert solche faszinierenden, teils auch befremdlichen Formen der Ver_körperungen dieses Heils. Sie setzt sie in Beziehung zu modernen Kunstwerken und vermag zu zeigen, wie in Gemälden Frida Kahlos, Performances von Marina Abramovic oder Skulpturen von Alfred Hrdlicka christliche Motive fortgeschrieben, adaptiert und transponiert werden. Ihre Spurensuche öffnet die Augen für verblüffende Bezüge zwischen den Körper- und Bilderwelten christlicher Frömmigkeit und heutiger Inszenierungen in Kunst und Gesellschaft. Und so mündet Elke Pahud de Mortanges’ detaillierte Analyse von Gaby als erinnerungskulturellem Lehrstück schliesslich in ein Plädoyer für die Selbstermächtigung der LGTB- und Transgender-Community im Innenraum des Christentums.
Pano Verlag
2022, 238 Seiten, 17.0 x 24.0 cm, Paperback mit s/w- und Farbabbildungen
ISBN 978-3-290-22062-4
CHF 29.80
«‹Bodies of Memory and Grace› ist keine theologische Abhandlung im herkömmlichen Sinn. Es ist eine überraschende Spurensuche. Stachelig und vorwärtsgewandt.» Rezension von Stefan Hunglinger für die taz am 16./17. Juli 2022
«Ich zeige, dass und wie in mittelalterlichen Texten und Bildern der Passionsleib Jesu als einer gezeichnet und verstanden wird, der alle (!) Gendergrenzen sprengt.» Die Autorin über ihr Buch in Neue Wege 5.22
«Der Körper ist von elementarer Bedeutung für uns Menschen. Wir alle sind fleischliche, materielle Körper. Wir fühlen und denken nicht ohne unseren Körper, und wir glauben auch nicht ohne ihn. Darum gibt es ein fundamentales theologisches Interesse, darüber nachzudenken.» Die Autorin im Gespräch mit Vanessa Buff und Andrea Aebi für bref Nº 7 / 2022
«Die Auseinandersetzung mit Pahud de Mortanges’ Buch birgt erhebliches heuristisches Potenzial für die gegenwärtige Bibelwissenschaft, besonders für diejenigen Forschungskontexte, die sich mit den Theorien von Cultural/Social Memory und Embodiment/Verkörperung beschäftigen. Die bunte und vielfältige Sammlung und innovative Systematisierung der Fundstücke zu Verkörperung, Erinnerung und Performanz der Passion bieten für interessierte Wissenschaftler:innen eine wahre Fundgrube an Anknüpfungspunkten für weitergehende (auch kritische) Forschung.» Rezension von Judith König für Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt. Serie A 47/48 (2022–23)
Interview der Autorin mit Anouk Hiedl für das «pfarrblatt» (Bern), 17. April 2024
Elke Pahud de Mortanges, Dr. theol. habil., Jahrgang 1962, ist apl. Professorin für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Freiburg i. Br. und Lehrbeauftragte für Gender Aspects in Religious Studies an der Universität Freiburg i. Ue. (https://elkepahuddemortanges.com)