Karl Barth
hg. von Jörg-Michael Bohnet
Karl Barth hat Theologie grundsätzlich als Exegese verstanden und sich leidenschaftlich gegen die Umdeutung der so als Exegese verfassten Theologie in eine christliche Weltanschauung gewehrt. So ist es von einiger Bedeutung, wenn nun in der Karl Barth-Gesamtausgabe ein Band mit frühen exegetischen Arbeiten Barths erscheint. Aufgenommen sind eine Auslegung des Epheserbriefs aus dem Jahr 1919 und die Vorlesung, die Barth in seinem ersten Semester als Professor in Göttingen 1921/22 über diesen Brief gehalten hat. Dazu kommt die Göttinger Vorlesung von 1922/23 über den Jakobusbrief, von der Barth eine stark veränderte Fassung 1928/29 in Münster vorgetragen (und 1930 in Bonn wiederholt) hat. Die Synopse dieser beiden Erklärungen des Jakobusbriefes ermöglicht einen detaillierten Vergleich und erbringt bemerkenswerte Einblicke zur Entwicklung von Barths Denken in diesen entscheidenden Jahren auf dem Weg vom «Römerbrief» zur «Christlichen Dogmatik» und weiter zur «Kirchlichen Dogmatik».
Karl Barth-Gesamtausgabe, Band 46/Abt. II
2009, XXXVIII/556 Seiten, 12.5 x 20.5 cm, Leinen mit SU
ISBN 978-3-290-17538-2
130,00 €
Karl Barth (1886–1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923–1933), der Zeitschrift der Dialektischen Theologie. Karl Barth war der Mitautor der «Barmer Theologischen Erklärung» und ein führender Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 verlor Barth wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids seine Stelle an der Bonner Universität. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.
Seit 1971 sind im Theologischen Verlag Zürich mehr als 50 Bände der Karl Barth-Gesamtausgabe erschienen. In ihr werden Barths Texte kritisch ediert und so präsentiert, dass sie für die wissenschaftliche Beschäftigung, aber auch für einen grösseren Interessentenkreis lesbar und zugänglich werden. Jeder Band wird von einem oder mehreren spezialisierten Herausgebenden bearbeitet und erscheint in Zusammenarbeit mit der Leitung des Karl Barth-Archivs.
Angelegt ist die Gesamtausgabe auf ca. 70 Bände. Nicht aufgenommen wird die «Kirchliche Dogmatik» und – ausser den bereits edierten Texten – die gut greifbar vorliegenden monographischen Arbeiten Barths.
Die Gesamtausgabe gliedert sich in sechs Abteilungen:
I. Predigten
II. Akademische Werke
III. Vorträge und kleinere Arbeiten
IV. Gespräche
V. Briefe
VI. Aus Karl Barths Leben
Jedem Text bzw. jedem Band sind Einleitungen vorangestellt, in denen der Anlass und die Entstehung des Texts, der historische oder biografische Hintergrund und, soweit ermittelbar, die unmittelbare Wirkungsgeschichte erläutert werden. Textgrundlage ist in der Regel der letzte von Barth autorisierte Druck.