Karl Barth
hg. von Herbert Helms, Hans-Anton Drewes, Hinrich Stoevesandt
Der nach der chronologischen Abfolge erste Band der Abteilung III der Gesamtausgabe umfaßt alle der Gattung zugehörenden Arbeiten Barths aus seiner Studentenzeit (1904–1908) sowie aus seiner Zeit als Hilfsredaktor der «Christlichen Welt» in Marburg (1908/09). Der in späteren Jahren gegen Barth geäußerte Verdacht, seine Reserve gegenüber der historisch-kritischen Exegese beruhe u.a. auf mangelnder Beherrschung ihrer Technik, findet in den studentischen Arbeiten eine überraschende Widerlegung. Der junge Student handhabt diese wissenschaftlichen Methoden auf Anhieb brillant. Das belegen die beiden großen Arbeiten über die Missionstätigkeit des Apostels Paulus und über die Vorstellung vom Descensus ad inferos eindrücklich. Auch die kürzeren Stücke befassen sich überwiegend mit Themen der neutestamentlichen Exegese und der Kirchengeschichte. In einem Vortrag vor seiner Studentenverbindung Zofingia plädiert Barth 1906 vehement für deren soziale Orientierung. Aus der Marburger Zeit stammen einige Rezensionen, ferner ein Vortrag über den kosmologischen Beweis für das Dasein Gottes sowie eine Rechenschaftsablage über den im Studium gewonnenen Standort angesichts des bevorstehenden Übergangs ins Pfarramt.
Der Band spiegelt den Werdegang des jungen Barth vom sich handwerklich übenden Anfänger bis zum leidenschaftlich überzeugten Schüler Wilhelm Herrmanns mit eigenem theologischen Profil, das freilich von dem des späteren Erneuerers der evangelischen Theologie noch nichts ahnen läßt. Ein ausführlicher Anmerkungsapparat erschließt die Quellen, mit denen Barth arbeitet und die Verhältnisse, auf die er Bezug nimmt. Eine spezielle Einleitung zu jedem Stück schildert die Entstehungsgeschichte des betreffenden Textes und dokumentiert Reaktionen von Barths Eltern und anderer Leser auf seine Äußerungen.
Karl Barth-Gesamtausgabe, Band 21/Abt. III
1992, XX/446 Seiten, Leinen mit SU
ISBN 978-3-290-10130-5
80,00 €
Karl Barth (1886–1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923–1933), der Zeitschrift der Dialektischen Theologie. Karl Barth war der Mitautor der «Barmer Theologischen Erklärung» und ein führender Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 verlor Barth wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids seine Stelle an der Bonner Universität. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.
Hans-Anton Drewes, Dr. theol., Jahrgang 1946, war von 1997 bis Februar 2012 Leiter des Karl-Barth-Archivs in Basel.
Hinrich Stoevesandt, Dr. theol. Dr. Dr. h.\x1Ac., Jahrgang 1931, war von 1971 bis 1997 Leiter des Karl Barth-Archivs in Basel und Herausgeber der Gesamtausgabe.
Seit 1971 sind im Theologischen Verlag Zürich mehr als 50 Bände der Karl Barth-Gesamtausgabe erschienen. In ihr werden Barths Texte kritisch ediert und so präsentiert, dass sie für die wissenschaftliche Beschäftigung, aber auch für einen grösseren Interessentenkreis lesbar und zugänglich werden. Jeder Band wird von einem oder mehreren spezialisierten Herausgebenden bearbeitet und erscheint in Zusammenarbeit mit der Leitung des Karl Barth-Archivs.
Angelegt ist die Gesamtausgabe auf ca. 70 Bände. Nicht aufgenommen wird die «Kirchliche Dogmatik» und – ausser den bereits edierten Texten – die gut greifbar vorliegenden monographischen Arbeiten Barths.
Die Gesamtausgabe gliedert sich in sechs Abteilungen:
I. Predigten
II. Akademische Werke
III. Vorträge und kleinere Arbeiten
IV. Gespräche
V. Briefe
VI. Aus Karl Barths Leben
Jedem Text bzw. jedem Band sind Einleitungen vorangestellt, in denen der Anlass und die Entstehung des Texts, der historische oder biografische Hintergrund und, soweit ermittelbar, die unmittelbare Wirkungsgeschichte erläutert werden. Textgrundlage ist in der Regel der letzte von Barth autorisierte Druck.