Ethik II

Vorlesung Münster 1928/29 und Bonn 1930/31

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Während mit Barths Hauptwerk, der «Kirchlichen Dogmatik», auch die darin eingeschlossene Ethik Fragment geblieben ist, wird mit dieser Vorlesung aus seiner mittleren Zeit eine geschlossene Darstellung dieses Themas vorgelegt. Er hat sie zu Lebzeiten nicht veröffentlicht, weil der Verfasser des «Römerbriefs» darin noch als Vertreter der später von ihm abgelehnten Schöpfungsordnungslehre erscheint. Dennoch hat in diesem Werk bereits die gleiche revolutionäre Neuerfassung und Umgruppierung der Stoffe der allgemeinen und speziellen Ethik stattgefunden, die im Hinblick auf die Lehre vom Wort Gottes Barths «Christliche Dogmatik im Entwurf» (1927) erkennen läßt. Nicht der Mensch, das Wort Gottes als Gebot und Inanspruchnahme des Menschen ist das handelnde Subjekt, das Thema der theologischen Ethik! Auf dem schmalen Grat zwischen abstrakter Situations- und abstrakter Prinzipienethik sich bewegend, hat sich Barth hier erstmals der heute so viel verhandelten Frage nach dem Beziehungsfeld für das sittliche Handeln gestellt. Doch tut er das in Abgrenzung gegen andere Ansätze konsequent und ausschließlich als theologischer Ethiker. Der zweite Band stößt thematisch in Bereiche vor, zu deren Behandlung Barth später in der «Kirchlichen
Dogmatik» nicht wieder gekommen ist. So handelt er ausführlich von der Erziehung, dem Recht, der Sitte, vom Gewissen, von der Kunst, vom Humor u. a.

Karl Barth-Gesamtausgabe, Band 10/Abt. II
, XII/504 Seiten, Leinen mit SU
ISBN 978-3-290-16204-7
CHF 80.00

Karl Barth (1886–1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923–1933), der Zeitschrift der Dialektischen Theologie. Karl Barth war der Mitautor der «Barmer Theologischen Erklärung» und ein führender Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 verlor Barth wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids seine Stelle an der Bonner Universität. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.

Karl Barth-Gesamtausgabe

Seit 1971 sind im Theologischen Verlag Zürich mehr als 50 Bände der Karl Barth-Gesamtausgabe erschienen. In ihr werden Barths Texte kritisch ediert und so präsentiert, dass sie für die wissenschaftliche Beschäftigung, aber auch für einen grösseren Interessentenkreis lesbar und zugänglich werden. Jeder Band wird von einem oder mehreren spezialisierten Herausgebenden bearbeitet und erscheint in Zusammenarbeit mit der Leitung des Karl Barth-Archivs.
Angelegt ist die Gesamtausgabe auf ca. 70 Bände. Nicht aufgenommen wird die «Kirchliche Dogmatik» und – ausser den bereits edierten Texten – die gut greifbar vorliegenden monographischen Arbeiten Barths.

Die Gesamtausgabe gliedert sich in sechs Abteilungen:

I. Predigten
II. Akademische Werke
III. Vorträge und kleinere Arbeiten
IV. Gespräche
V. Briefe
VI. Aus Karl Barths Leben

Jedem Text bzw. jedem Band sind Einleitungen vorangestellt, in denen der Anlass und die Entstehung des Texts, der historische oder biografische Hintergrund und, soweit ermittelbar, die unmittelbare Wirkungsgeschichte erläutert werden. Textgrundlage ist in der Regel der letzte von Barth autorisierte Druck.

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